Mein Garten Rageber


Partner &
Sponsoren

Weiter zu Baumschule Lorberg, Berlin

Weiter zu J.K. Fischer-Verlag “Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!”

Weiter zu Initiative: Information, Natur, Gesellschaft

Kartoffel | Anbau

Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln

Kartoffeln aus vorgetriebenen Kartoffeln, hier etwa Mitte Mai
Kartoffeln aus vorgetriebenen Kartoffeln, hier etwa Mitte Mai

Die Frage ist nur, ob man auch dumm genug ist...
Aber in der Tat: Kartoffeln anbauen kann jeder, egal ob dumm oder schlau. Sogar auf dem Balkon, wenn der Kübel groß genug ist. Es ist keine Kunst, wenn man einige Dinge beachtet.

Natürlich ist es trotz steigender Preise und klimabedingt schlechterer Erträge in der Landwirtschaft in 2013 nach wie vor noch immer billiger seine Kartoffeln im Supermarkt zu kaufen, als sie selber anzubauen. Wer aber wissen will, was er isst und wie es produziert wurde, oder einfach Spaß daran hat, für den ist es immer interessanter, seine Knollen selber anzubauen.

Weitere Themen zur Kartoffel

1. Vorkultur

Bohnen sind eine gute Vorkultur für Kartoffeln

Ideal ist ein Boden, auf dem zuvor nie Kartoffeln standen. Da das meist aus Platzmangel nicht ewig so geht, ist es wichtig, dass auf dem Acker, den Sie verwenden wollen in den letzen 4 bis 5 Jahren keine Kartoffeln standen. Das ist wichtig um insbesondere einen Befall von Kartoffelnematoden aber auch anderen Krankheiten zu vermeiden. Sie werden diese oft schwer bis gar nicht wieder los.

Ansonsten sind Ackerbohne und andere Bohnen eine gute Vorkultur. Dicke Bohnen lockern den Boden mit ihren Wurzeln tiefgründig auf, was den Kartoffeln später sehr zugute kommt. Als Stickstoffsammler lassen sie zum Vorteil für Ihre Pflanzkartoffeln eine gute Menge Stickstoff im Boden zurück.

2. Mischkultur

In Gesellschaft von Rainfarn (Tanacetum vulgare) wachsen Kartoffeln geradewegs über sich hinaus
In Gesellschaft von Rainfarn (Tanacetum vulgare) wachsen Kartoffeln geradewegs über sich hinaus

Förderlich für beide Arten

Kartoffeln vertragen sich besonders gut mit Meerrettich, Dicken Bohnen, Kohlrabi, Knoblauch, Spinat, Brokkoli, Pfefferminze, Buschbohnen, Mais, Tagetes (Studentenblume), Pastinaken, Spinat, Zuckermais, Dill, Kapuzinerkresse, Koriander und Kümmel. Auch Rainfarn, der giftig ist und sonst keinen Nutzen hat, außer dass er gut aussieht, kann man pflanzen. Er hält Schädlinge fern, und die Kartoffeln lieben ihn so sehr, dass sie geradewegs darunterkriechen und dort besonders dicke Kartoffeln bilden.

Die Kartoffeln wachsen bis unter die Wurzeln des Rainfarn
Die Kartoffeln wachsen bis unter die Wurzeln des Rainfarn

Förderlich nur für die Kartoffel

Auch förderlich, wenn auch einseitig, sind für die Kartoffel die Gesellschaft von Artischocken, Chinakohl, Grüner Spargel, Zucchini und Zwiebeln. Diese fördern die Kartoffel, wachsen aber in ihrer Gesellschaft selber schlechter. Man kann daher aber dennoch z.B. sehr gut ein paar Zwiebeln zwischen die Kartoffeln pflanzen, um die Kartoffel gesund zu halten.

Weitet man die Pflanzabstände der Pflanzkartoffeln, so lassen sie sich mit diesen gut vergesellschaften.

Ungeeignet für Mischkultur

Mit wem Kartoffeln gar nicht gerne zusammenstehen sind Erbsen, Gurken, Kohl aller Arten und Formen, Rote Bete (Rote Rübe), Sellerie, Tomaten und Sonnenblumen. Pflanzen Sie diese in die Nähe Ihrer Kartoffeln, so werden diese schlechter wachsen.

3. Pflanzzeitpunkt

Die Kartoffel treibt aus schlafenden Augen an der glatten Ober-Seite (gegenüber vom Nabelende)

In den meisten Regionen ist der richtige Zeitpunkt etwa ab Mitte April. Das kann regional abweichen und hängt von der lokalen Klimalage ab. In kalten Gebieten, wie z.B. Höhenlagen, wird man erst etwas später pflanzen können. In warmen Lagen, wie im Rheingraben deutlich früher.

Die Kartoffel mag einen warmen Boden.

Bei der Pflanzung sollte der Boden rund 8 bis 10 Grad warm sein. Zu früh gelegte Kartoffeln laufen Gefahr zu „verbrennen“, wenn das junge Grün Frost bekommen sollte. Das zehrt an den Kräften der Pflanzen, die dann von später gelegten sogar überholt werden können. Um den Zeitpunkt der Ernte tatsächlich zu verfrühen, bietet sich die sichere effiziente Methode an, die Knollen vorzukeimen (s. Kartoffeln vorkeimen).

4. Ernte durch Vorkeimung verfrühen

Steuern Sie die Menge und Größe Ihrer Kartoffeln durch das Vortreiben

Um Ihren Kartoffeln einen Vorsprung zu ermöglichen und die Ernte um rund 14 Tage vorzuziehen, können Sie ihre Kartoffeln vorkeimen. Vorgekeimte Kartoffeln sind weniger anfällig gegen Kraut- und Knollenfäule und wachsen besser und schneller.

Zudem kann man durch das Vortreiben der Kartoffeln die Größe und die Menge der erntefähigen Kartoffeln beeinflussen.

Pflanzkartoffeln, die einfach nur im Keller weiße Trieben ausgekeimt haben, sind nicht geeignet. Die weißen glasigen Triebchen brechen schnell ab und schwächen die Kartoffeln nur unnötig.

Mehr Informationen, wie man Kartoffeln richtig vortreibt, unter Kartoffeln vorkeimen.

5. Wie viel Kartoffeln sollte man anbauen?

Finden Sie Ihre Vorliebe für eine der verschiedensten Sorten heraus, und treiben Sie nur gesunde Kartoffeln an.

Als Faustmaß können sie folgende Werte für die Pflanzung nehmen:
3 kg Pflanzkartoffeln (50-60 Stck) x 10 m² Gartenboden = 30 bis 40 kg Kartoffelernte

Wenn Sie jetzt wissen, wie viele Kartoffeln sie übers Jahr so essen, kann es losgehen. Der Deutsche Bundesbürger verzehrt im Durchschnitt über das Jahr so rund 57 kg pro Person, so das Bundesagrarministerium für 2011. Das sind quasi rund 1 kg pro Woche. Allerdings enthält diese Rechnung auch Kartoffelprodukte wie Klöße, Chips, Pommes frites, und andere Kartoffelerzeugnisse, die wir nicht unbedingt im Garten anbauen.

6. Abstände / Pflanztiefe

Kartoffeln nicht zu dicht pflanzen, denn sie brauchen Luft. Der Wind sollte noch durchgehen.

Ideal sind Reihenabstände von 60 bis 70 cm. In der Reihe legen Sie am besten alle 30 bis 40 cm. Lagerkartoffeln legen Sie weiter, Frühkartoffeln enger. Grundsätzlich gilt, dass enger gelegte Kartoffeln kleinere Knollen ausbilden. Um Babykartoffeln zu ernten, legen Sie die Pflanzkartoffeln auf nur 18 bis 25 cm und lassen Sie beim Vorkeimen bzw. antreiben möglichst viele Triebe an den Kartoffelknollen.

Beim eigentlichen Pflanzen der Kartoffeln ziehen Sie mit der Hacke oder einem kleinen Handpflug eine V-förmige Furche. In diese legen Sie dann je nach Wahl im Abstand von 30 bis 40 Zentimetern je eine Knolle in die Erde und drücken sie leicht an. Vorgekeimte Knollen legen Sie am mit den Keimlingen (Trieben) nach oben.

Legen Sie die Knollen etwa so tief, dass der Rücken der Knollen kaum abgedeckt ist und beinahe aus der Erde schaut. Sie werden noch angehäufelt. Ist Ihre Region eher regenarm und trocken, legen Sie die Pflanzkartoffeln auf rund 10 cm Tiefe (Unterseite).

Wenn Sie den Pflanzabstand ausreichend oder etwas weiter wählen, lassen sich die Kartoffeln auch sehr gut mit Gemüse und anderen Pflanzen gemeinsam pflanzen (s. Mischkultur).

7. Standort

Kartoffeln lieben einen sonnigen, warmen Standort mit guter Belüftung, so dass die Luft die Pflanzen nach Regenschauern trocken kann. Nasskalte Standorte sind eher weniger geeignet. Der Boden sollte gut abtrocknen können.

Sollen die Knollen auf einem Stück gebrochener (gepflügt / umgegraben) Wiese oder Rasen wachsen, droht die Gefahr, dass Drahtwürmer lauern. Diese können Sie locken und abfangen, indem Sie zwischen die Kartoffelpflanzen Kopfsalat setzen.

Wenn Sie den Pflanzabstand ausreichend oder etwas weiter wählen, lassen sich die Kartoffeln auch sehr gut mit Gemüse und anderen Pflanzen gemeinsam pflanzen (s. Mischkultur).

8. Boden

Jeder gesunde und nicht zu felsige Boden ist geeignet, auch schwerere. Der Mythos Kartoffeln wachsen nur auf Sandboden ist Unsinn. Im Gegenteil. Auf etwas fetteren Böden werden die Kartoffelknollen sogar noch größer. Kommerziell werden Kartoffeln überwiegend auf sandigen Böden angebaut, was aber mehr mit den leichteren Anbaumethoden bzw. Erntemethoden zu tun hat. Kartoffeln maschinell im Lehm ernten ist eine technische Herausforderung.

9. Bodenvorbereitung

Ein gut umgegrabenes Beet ist für die Kartoffel ideal

Der Boden sollte insgesamt gut vorbereitet, tief gelockert und feinkrümelig sein, denn dann können die Knollen sich richtig gut entwickeln. Graben Sie dazu mindestens 15 bis 20 cm tief um. Bei der Gelegenheit entfernen Sie auch Steine und Wurzelunkräuter wie Disteln, Winden, Löwenzahn oder Quecken. Alternativ kann auch einfach mit der Grabegabel tief gelockert und danach mit einer Fräse das Beet aufbereitet und feinkrümelig gestaltet werden.

Das Einarbeiten von Düngern oder Bodenverbesserungsmitteln sollte nach dem Umgraben erfolgen, damit diese Stoffe nicht zu tief untergegraben werden. Sie werden lediglich oberflächlich mit dem Krail oder Kultivator eingearbeitet.

Kompost oder organischem Stickstoff durch zum Beispiel gut abgelagerten oder kompostierten Mist oder Hornspäne ist sehr sinnvoll und vorteilhaft, insbesondere bei sandigen Böden. Ist der Boden besonders schwer (lehmig), kann auch Sand mit eingearbeitet werden, was später auch die Ernte leichter machen wird.

10. Anhäufeln

Das Anhäufeln fördert die Menge der Kartoffelernte

Über den frisch und flach gelegten Saatkartoffeln legen Sie einen Damm an, der nach und nach mit dem Wachstum der Pflanzen angepasst und weiter erhöht wird. Der durch das Anhäufeln lockere Boden des Dammes hat folgenden Nutzen:

  • das Bilden von Seitenwurzeln, an denen weitere Kartoffelknollen wachsen, wird gefördert
  • der Boden eines Dammes erwärmt sehr viel besser und schneller. Da die Kartoffeln Wärme lieben, legen sie besser und schneller mit dem Wachstum los
  • der angehäufelte Damm vernässt nicht so schnell
  • der lockere, warme Boden des Dammes regt das Bodenleben an, wodurch mehr Nährstoffe freigesetzt werden
  • durch die angehäufelte Erde werden die Kapillarleitungen im Boden unterbrochen, was eine geringere Verdunstung im Boden zur Folge hat. Dem Boden wird sein Feuchtigkeitshaushalt erhalten

Wie häufle ich richtig an?

Mit einer Hacke oder Harke ziehen Sie die Erde von der Seite über die gepflanzten Kartoffeln heran, so dass sich über der Pflanzreihe ein kleiner Damm bildet.

Diesen Vorgang wiederholen Sie bis zur Ernte etwa 2 bis 3 mal. Das erste Mal machen Sie dass, wenn die Knollen das erste Grün entwickelt haben und die Triebe rund 15 cm hoch gewachsen sind. Sie bedecken dabei die unteren Triebstiele, nicht die Blätter oder gar die ganze Pflanze. Bei dieser Gelegenheit können sie gleichzeitig mit der Hacke aufkeimende Unkräuter wie Vogelmiere oder das Franzosenkraut beseitigen. Mit dem Wachsen der Kartoffelpflanzen erhöhen Sie von Zeit zu Zeit den Damm. Das letzte Mal häufeln Sie an, kurz bevor das Kraut sich über dem Boden schließt – man also den Boden bald nicht mehr sehen kann.

Spült der Regen einmal den Damm weg, häufeln Sie ihn einfach wieder an. Nebeneffekte sind die, dass Sie durch das Hacken und Anhäufeln die Oberflächenstruktur des Bodens aufreißen und somit den Wasserhaushalt des Bodens regulieren können. Regenwasser kann bei Regen besser eindringen bzw. Bodenfeuchtigkeit bleibt bei Trockenheit besser erhalten.

11. Düngung an Kartoffeln

Kompost, Steinmehl und Hornspäne sowie gut abgelagerten oder kompostierten Mist empfehlen wir als biologische Dünge-Variante. Alle regen auch das wichtige das Bodenleben an.

Kompost, Steinmehl und Hornspäne können sowohl nach dem Umgraben mit Krail oder Kultivator in den Boden eingearbeitet, als auch in Teilen direkt in die Pflanzfurche gegeben werden. Hornspäne liefern in erster Linie Stickstoff. Etwa 50 bis 60 Gramm je m².

Mist arbeiten Sie am besten nach dem Umgraben und vor dem Pflanzen ein. Mist kann zum Teil auch nachträglich aufgebracht werden. Der Wirkungsgrad, insbesondere der Stickstoffabgabe an den Boden und die Pflanzen, wird durch das Einarbeiten jedoch deutlich erhöht. Es geht weniger verloren.

Auch durch das Mulchen mit z.B. Brennnessel und Beinwell bringt man Nährstoffe in den Boden. Da am besten erst gemulcht wird, wenn die Pflanzen schon etwas größer sind, ist diese eine ideale Ergänzung bereits verbrauchter Nährstoffe im Boden ...mehr hierzu

Brennnessel und Beinwell lassen sich auch sehr gut zu Jauchen verarbeiten, indem man sie einige Zeit in Wasser einlegt. Nachdem sie vergehrt sind gießt man die Nähstoffreiche Lösung einfach mit der Gießkanne. Die Jauche der Brennnessel hat zudem auch eine starke schädlingsbekämpfende Wirkung.

12. Pflanzenschutz an Kartoffeln

Vor der Ernte beginnt das Laub gelb und dann welk zu werden. Das ist das Zeichen, dass die Ernte bald bgeinnen kann

Über den Kampf gegen Kraut- und Knollenfäule, Läuse und Drahtwürmer, Pilze und Kartoffelkäfer, Viren und andere Gefahren für Ihre Kartoffeln lesen Sie bitte unter Pflanzenschutz bei Kartoffeln nach.

...mehr dazu unter Pflanzenschutz bei Kartoffeln

13. Kartoffeln Mulchen

Wenn Sie Ihre Kartoffeln mulchen, also den Boden mit Mulch bedecken, so fördert es das Wachstum der Kartoffeln enorm. Denn der Mulch bringt nicht nur viele Nährstoffe mit in den Boden. Er fördert dadurch auch das Bodenleben (Kleintiere und Mikroorganismen) und erhält den Feuchtigkeitshaushalt in der Erde und verbessert die Krümelstruktur. Der Boden wird insgesamt verbessert, lockerer und nährstoffreicher. Das dient Ihren Kartoffeln, die davon profitieren.

Auch der Gesundheitszustand der Kartoffeln wird besser, denn der Mulch verhindert aufspritzendes Regen- oder Gießwasser und damit die Verbreitung von Krautfäule und anderen pilzlichen oder bakteriellen Krankheiten, die Ihren Kartoffeln schaden können.

Als Mulch können Sie alle Blattreste, Rasenmaat (nicht zu dick, eine Handbreit wenn noch locker), Brennessel, Beinwell oder Laub verwenden.

14. Kartoffeln Ernten

Kartoffelernte ist nicht immer leicht, aber es macht dennoch Freude, den Schatz zu heben

Geerntet wird, wenn das Laub beginnt zu welken bzw. am besten, wenn es vollkommen verwelkt ist. Mit Beginnender Blüte der Kartoffeln werden die Knollen angesetzt, aber erst, wenn die Blätter beginnen zu welken, werden die ganzen Nährstoffe von der Pflanze in die Knollen verfrachtet und für das nächste Jahr „eingelagert“, so die Absicht der Natur.

Am besten Ernten Sie mit einer Grabegabel, Kartoffelhacke oder Forke. Sie stechen dabei von der Seite der Reihe tief unter die Knollen, die selten tiefer als 15 bis 20 cm tief liegen, und hebeln Sie heraus. Setzen Sie die Gabel etwa 25 bis 30 cm von der Pflanze an und stechen tief nach unten. Nach den ersten Versuchen finden Sie selbst die beste Taktik für Sie heraus und wissen bald, wie Sie ansetzen, um keine Kartoffelknollen zu durchstechen.


Wir hoffen, alle Ihre Fragen wurden geklärt und wünschen Ihnen beim Pflanzen, Pflegen und Ernten Ihrer Knollen viel Freude.

Ihr Gartenratgeber Team

Ihr Beitrag oder Kommentar!

Wie denken Sie über diesen Artikel?

Bitte ergänzen, bewerten oder kommentieren Sie den obigen Artikel.
Wir danken Ihnen für Ihr Feedback.

Jetzt Kommentar abgeben